Samstag

Am heutigen Tag steht der Rückflug an. Noch einmal frühstücken, dann bringt uns Marco zu den Flugzeugen und verabschiedet uns herzlich. Viel zu checken gibt es ja nicht und so sind wir schon bald in der Luft. Nach dem Abheben geht es in einer weit gestreckten Rechtskurve über die Tabakfelder und die unzähligen Wasserwerfer zur Beregnung. Marco gehört hier alles, seine ganze Liebe scheint allerdings der Fliegerei und seinem Hotel zu gehören. Selbiges überfliegen wir, wackeln artig mit den Flächen zur Verabschiedung und Marco lässt sich tatsächlich im Funk hören. Das letzte Mal werden wir hier wohl nicht gewesen sein, so gut hat es uns gefallen.
Über Sansepolcro, wo wir vor ein paar Tagen waren, geht es weiter in die Berge. Die Luft ist noch ruhig, so müssen wir reichlich Benzinthermik nutzen. Das Gelände steigt steil an, die Berge werden schroff und felsig. Immerhin ist hier mancher Gipfel mehrere tausend Fuß hoch. Wo es geht umfliegen wir die Berge, die Flugroute verläuft ein ganzes Stück quer zu den Bergrücken, sodass es viel rauf und runter gehen muss. Nach er einer Zeit wird alles wieder etwas flacher, wir fliegen am Nordrand der Appeninen. Hier kann man thermisch bedingt so eine Art Delphinflug machen. Die Motoren laufen allerdings wenn auch meist im unteren Drehzahlbereich weiter, damit wir zügig Fahrt machen. Der Luftraumstruktur ist geschuldet, dass wir wieder einmal keinen direkten Kurs fliegen können. Den Abschluss bildet ein tiefer Anflug durch das breite und fast trockene Flussbett des Trebbia auf Piacenza, wo wir vor einigen Tagen Autos und Anhänger zurückgelassen haben. Alles finden wor wohlbehalten wieder. Die heutige Flugstrecke hat fast 300 km betragen. Dank des Delphinstils ist noch reichlich Benzin übrig, es hätte auch noch 100 km weiter gehen können. Nunmehr hat das Abenteuer Fliegen in Italien sein Ende gefunden, das Erlebnis Italien jedoch noch nicht. Wir rüsten die Flugzeuge bei 35 Grad in praller Sonne ab. Die Wärme sind wir ja jetzt gewohnt. Am Flugplatz indes ist keine Menschenseele mehr zu sehen, als wir abfahren wollen. Am gesicherten Flugplatztor scheitern wir jedoch zunächst, da man uns nicht den richtigen Schlüssel gegeben hat. Mit dem richtigen Werkzeug lässt sich aber auch dieses Problem lösen und die Autofahrt zurück in die Heimat kann beginnen.
Würden wir noch einmal mit dem Flugzeug in Italien fliegen wollen? Wir können die Frage nur mit einem eindeutigen Ja beantworten! Es hat sich als sehr positiv erwiesen, von einem zum anderen Tag entscheiden zu können, wo wir hinfliegen. Vorbuchungen sind dabei nicht notwendig. Man fliegt einfach ein. Die Italiener sind sehr gastfreundlich, Benzin, Essen und Unterbringung wurden immer gern bereitgestellt. Die Unterkünfte unterschiedlichster Art hatten alle Ihren Charme und waren durchweg sehr persönlich, das Essen insgesamt ein Traum!
Ja – wir würden gerne wieder kommen!

 

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Freitag: Good morning Umbria

Den heutigen Tag beginnen wir sehr früh, genau gesagt um 05.04 Uhr, das ist die zeit, auf die wir den Wecker gestellt hatten.
Beim gestrigen „Gelage“ hatten wir gemeinsam beraten, wie wir die letzten Tage gestalten wollen. Da wir uns bei Marco Silenzi im Sant’illuminato sehr wohlfühlen, fassen wir den Entschluss, einfach noch einen Tag länger hier zu bleiben. Wir sind ja schließlich im Urlaub und nicht auf der Flucht.
In der Euphorie über diese Entscheidung verabreden wir uns zu einem Flug zum Sonnenaufgang am nächsten Morgen.
So gehen wir um kurz nach 5  den Hügel hinunter zum Flugfeld, das erfreulicherweise mittlerweile gemäht wurde. Es ist bereits etwas hell, die Aussentemperatur so um die 25 Grad. Der kühle Morgentau ist dabei in den offenen Sandalen sehr angenehm, weniger schön ist der Beschlag auf dem Flugzeug, speziell auf der Haube. Nach den üblichen Checks  (entgegen mancher Unkenrufe  in der Heimat, sind mal wieder keine Teile an den Flugzeugen entwendet worden) starten wir in den Sonnenaufgang. Restlicher Beschlag an der Haube ist vom Fahrtwind schnell weggeblasen und wir genießen den atemberaubenden Blick auf die im Morgendunst liegende Landschaft Umbriens. Die Luft ist völlig ruhig, wir fliegen in enger Formation. Dabei hupen laufend unsere Flarm-kollisionswarngeräte, was ja gänzlich ungefährlich ist, haben wir uns doch in Sicht. Es entstehen viele Fotos, der Flug führt vorbei an Burgen und wehrhaften Häusern und ebenso imposanten mittelalterlich anmutenden Städten. Wir ändern mehrfach den Kurs und landen nach über einer Stunde tief beeindruckt von der Schönheit der Landschaft wieder an unserem Startplatz.
In ruhiger Luft kann man relativ langsam und mit geringer Motordrehzahl fliegen. Der Piccolo fliegt dann recht leise, auf ein Headset kann man gut verzichten. In unserer mehrfach überflogenen Unterkunft hat keiner etwas bemerkt als wir beim Frühstücken von unserem Flug berichten. Lediglich den Wecker um kurz nach 5  haben unsere Nachbarn bemerkt…
Beim Frühstück lernen wir diesen Nachbarn samt Frau auch kennen. Er ist zum Motorschirm-Fliegen her gekommen und bleibt noch länger.
Er beklagt, daß er es aufgrund des fehlenden Windes kaum schafft zu starten. Seine Frau scheint darüber nicht unglücklich zu sein…
Der Tag wird wieder heiss, ist im Unterschied zu den in etwa gleich hohen Temperaturen daheim aber vermutlich wegen der geringeren Luftfeuchte und einer stetigen leichten Brise besser zu ertragen. Die größte Hitze kann uns am und im Pool nichts anhaben, für Sonnenschutz muss man aber sorgen. Nachmittags fährt uns unser Gastgeber Marco freundlicherweise zur Tankstelle. Die Flugzeuge brauchen Sprit für den morgigen Tag. Unsere letzte Dose Zweitaktöl wandert mit in den Tank, wieder einmal ist zusätzlicher Stauraum im Cockpit dadurch frei geworden. Gedanken an den morgigen Rückflug nach Piacenza werden wach, ist es doch eine längere Strecke, so um die 300 Km weit. Lufträume und hohe Berge sind zu beachten, sodaß die heutige Flugvorbereitung mal wieder etwas mehr Zeit in Anspruch nimmt. Marco hilft uns dabei, die komplizierte luftraumstruktur besser zu verstehen und bringt für uns die Aktivität der Ctr piacenza in Erfahrung. Der Tag klingt bei fröhlichen Gesprächen, gutem Essen und Wein aus.
Erstaunlich günstig war der Aufenthalt hier, als wir am Abend alles bezahlen. Angesichts des Ambientes und des besonders zuvorkommenden Besitzers Marco Silenzi wählen wir Sant’illuminato zu unserem Favoriten . Die hügelige und bergige Umgebung und der nach oben offene Luftraum wären auch für
einen längeren Aufenthalt mit Segelflügen in die Umgebung gut geeignet – vielleicht ein Ziel für das nächste Frühjahr, wenn es bei uns in Deutschland noch kalt ist?

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Donnerstag: Start aus den Sonnenblumen

Wir beide sind früh wach, offenbar treibt uns beide der gleiche Gedanke aus den Federn:
Wir müssen aus der schmalen Piste im Sonnenblumenfeld herausstarten. Immerhin sind rechts und links der Flächen nur rund 3 Meter Platz, eine Mittelmarkierung ist nicht vorhanden. Ich bin sogar der Meinung, dass die Piste in Startrichtung schmaler wird, Stefan verneint das. Tröstlich allein der Gedanke, dass wir am Vortag ja auch ohne weitere Probleme hier sogar mit Seitenwind gelandet waren. Die Piste ist so schmal, dass wir zum wenden der Flugzeuge den Motor abstellen und dann aussteigen müssen . „Schau weder rechts noch links sondern immer schön geradeaus“ hatten wir uns eingebleut, dann gibt es bestimmt keinen Ringelpietz. Ich versuche Stefans Start zu filmen, doch der Propellerwind reißt mir fast die Haube aus der Hand und das Handy fällt runter. Zudem verweigert mein iPhone weitere Aufnahmen, wie ich später herausfinde ist der Speicher voll. Der anspruchsvolle Start gelingt. Am Platzrand stehen ein paar Leitungen, Gebäude , die Eisenbahnlinie. Alles lässt sich problemlos überfliegen , dann findet man sich schnell über dem azurblauen Mittelmeer wieder, wo einige Runden zur Beruhigung der Nerven gedreht werden. Als wir den Platz überfliegen, landet gerade ein anderes UL.
Dem weiteren Flug der beiden Piccolos steht nichts im Weg, Thermik findet sich über vielen Bergrücken,  sodass unsere Flugstrecke eher einem Konturenflug gleicht. Die Abgasfahne hinter uns dürfte indes sehr gering ausgefallen sein, genehmigt sich das kleine Motorherz doch nur so um die vier Liter in der Stunde bei über 100 km/h Fahrt. Wir erreichen unser heutiges Ziel Sant’Illuminato, wollen aber noch nicht sofort landen, sondern weiter zum  Lago Trasimeno. Ein etwas mulmiges Gefühl, als wir den großen See in der für Italien gewünschten geringen Flughöhe überfliegen , Ufer wären bei Motorausfall indes aber wohl im Gleitflug  zu erreichen, oder vielleicht doch nicht? Der Piccolo fliegt so mit einer Gleitzahl von ca. 23, was ja so nicht schlecht ist, und irgendwie auch Sicherheit bietet, ebenso wie das minimale Eigensinken von knapp 0,9m/Sekunde.
Die Landung an unserem Ziel für heute gestaltet sich unproblematisch, leider ist das Gras auf der 900 Meter langen Piste nicht gemäht. Die Piccolos werden vertäut, ein vorüberfahrender Bauer liest uns auf und bringt uns auf seinem Traktor zum Rustiko hinauf, nicht ohne uns die erstaunliche Geländegängigkeit seines Allradfahrzeugs auch abseits der Wege und in schwersten Gelände zu demonstrieren. Wir loben seine fahrerischen Fähigkeiten und bedanken uns herzlich.
Das was uns als Rustiko angekündigt war, stellt sich als superschöne  Villa mit Pool, riesigem Garten, See uraltem Baumbestand heraus.  Wir bekommen für unglaublich kleines Geld (Piloten bekommen Sonderpreise!!!) eine komfortable Wohnung, ebenfalls wieder antik und komfortabel möbliert . Der Besitzer ist selbst Pilot, äußerst um unser leibliches Wohlergehen bemüht. Wir essen unter hohen Bäumen auf einer  Terasse mit Blick auf den See, es hat uns wieder hervorragend geschmeckt, die Unterhaltung verlief in Englisch und war sehr anregend. Dabei quaken die Frösche zu unseren Füssen ihr eigenes Lied. Wir beschliessen den Abend mit einem Chianti und freuen uns auf den nächsten Flugtag.

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Mittwoch

Ein neuer Tag, ein neuer Flug, morgens frühstücken wir im Haus des Avioresortleiters Marcello. Wir sind hier sehr freundlich aufgenommen und sehr gut bewirtet worden. Marcello ist schon etwas älter und spricht nur italienisch. Trotzdem  und dank Felix‘ Italienischkenntnissen ist so etwas wie Geistesverbundenheit entstanden, hat er doch dereinst selbst geflogen. Er begleitet uns zum Abflug, dann werden wir noch gedrückt und Marcello verscheucht seine Hunde von der Piste.
Der Abflug gestaltet sich weitestgehend unspektakulär, die Luft ist ruhig wie Honig im Glas. Auf dem Weg nach Senigallia müssen wieder einige Bergrücken überwunden werden, die Gipfel sind immerhin so rund 5000 Fuss hoch. Hier hilft uns die Thermik, an vielen Bergflanken kann relativ ruhig im Leerlauf gestiegen werden. Später dann werden die Erhebungen wieder flacher, die Flächen rauschen, müssen wir nun doch die aufgebaute Höhe wieder vernichten? Die Adria in Sicht suchen wir nach einem kleinem Flugplatz in der Nähe von Senegallia. Einmal gefunden muss der Platz zunächst sehr steil im Endanflug bergab angeflogen werden. Die Piste liegt in einem Sonnenblumenfeld, das unmittelbar bis an die Pistenmarkierung heranreicht. Einmal abgestellt, stellt sich die bange Frage, wie wir aus dieser Enge am naechsten Morgen wieder herausstarten sollen. Zunächst gehen wir jedoch zum Adriastrand um wieder etwas äussere und innere Kühlung zu bekommen. Freundliche Leute laden uns zu einem Bier ein. Als Pilot scheint man hier noch etwas zu gelten. Die ursprünglich angedachte Unterkunft ist leider geschlossen, der freundliche Taxifahrer ist wild entschlossen uns per Handy während der Fahrt eine andere Unterkunft zu suchen, was dann auch gelingt. Abends dann Bad in der Adria, anschliessend ausgiebig essen. Für den daheimgebliebenen Sauerländer sei durchaus erwähnt, dass man sich von Muscheln, Tintenfischen, Garnelen und sonstigem Meeresgetier lecker ernähren kann. Spät abends dann planen wir den nächsten Tag, während einige Italiener draussen offensichtlich unter Mithilfe eines Animateurs ihrer Urlaubsfreude lautstark und dauerhaft Ausdruck geben.

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Dienstag; Sansepolcro: Zurück in die Vergangenheit

Vielleicht ein wenig früh aufgewacht, waren wir die ersten Gäste beim Frühstück. Sicher hätten wir noch gern unseren Aufenthalt in der gediegenen Atmosphäre des toskanischen Landsitzes fortgesetzt, aber wir wollten ja fliegen. So checken wir nach dem Frühstück aus und  lassen uns vom Gärtner Seni zum nahe gelegenen Flugfeld bringen. Seni interessiert sich sehr für die kleinen Flugzeuge und stellt uns viele fragen. Wir Checken gründlich und spannen auch noch mal die Riemen an meinem piccolo nach. Gottseidank hat Stefan die notwendigen Werkzeuge mitgenommen. Da sein Tank kleiner ist, füllen wir mit Hilfe einer Wasserflasche ein paar Liter um, sodass wir beide über die gleiche Reichweite verfügen.
Die Flugvorbereitung haben wir schon am Vorabend erledigt, so heben wir pünktlich um 8.44 ab Richtung Sansepolcro.
Der Flug ist angenehm und so ganz nach unserem Geschmack: tief, teilweise sehr tief geht es über die toskanischen Hügel, da die Dörfer  oben gebaut sind, eben auch über diese.
Nach knapp 150 km kommt der platz in Sicht und Stefan ruft Info auf der Platzfrequenz. Info antwortet prompt und gibt uns Piste „zero-due“.
Noch kurz vor der Landung überquert der Platzhalter Marcello schleichenden Schrittes die Piste, um uns zu begrüßen.
In italienisch und fortgeschrittener Gestensprache erklärt uns der immerhin 78-jährige die Anlage und zeigt uns unsere Zimmer in seinem Avioresort. Dort empfängt uns der morbide Charme der 30er Jahre, unzählige Fotos aus Marcellos Fliegerkarriere schmücken die Wände, im Salon steht ein Flügel. Auch ein Foto seines Sohnes mit Papst darf nicht fehlen.
Wir nutzen den Nachmittag für einen Besuch der Stadt und freuen uns beim Landebier über die italienische Atmosphäre.
Für Abends sind wir bei Marcello zum Essen geladen, es gibt -typisch italienisch -5 Gänge und jede menge Wein. Seine sympathische Frau hat sich für uns mächtig ins Zeug gelegt. Zuvor aber lässt sich unser Gastgeber aber nicht nehmen, mit uns zur Tankstelle zu fahren, als er von unserer „Benzin-Not“ erfährt. Er ist eben Pilot UND Italiener.

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Montag: Flug durch die Abruzzen

Heiss sollte es werden, so hatte man es uns prophezeit und heiss wurde unser erster Tag in Italien dann auch – nicht nur, was die Quecksilbersaeule anging, sondern auch fliegerisch. Nach einer italienischen Nacht am gepflegten Platz des Aeroclub Piacenza, der uns so wohlwollend empfangen hatte, wurden die Piccolos schon früh am Morgen aufgerüstet und bepackt.

In der Auswahl der richtigen Gepäckstuecke zeigt sich der Meister, ist der kleine Gepäckraum im Piccolo doch schnell übervoll und dann ist kein Platz mehr für den Piloten. Auch die von Stefan Bals so nachdrücklich empfohlene Wasserration für den Flug haben wir beherzigt. Fliegen in Italien heisst mit der komplexen Luftraumstruktur zurecht zu kommen, fuer Uls damit bodennahes Fliegen und das auch in den Bergen. Somit war eine genaue Planung unerlässlich und die liess sich dann im Schatten eines Walnussbaums und bei frischem Kaffee gut realisieren.

Zum Start der beiden „Ausländer“ erschien der „Patron“ des Aeroclubs mit seiner reizenden viel jüngeren „Copilotin“. Ein Luftfahrtzeug mit 23 PS, mit dem man sowohl segeln als auch reisen kann, wollte man dann schon mal fliegen sehen. Der Start verlief trotz Höchstmasse und 32 Grad problemlos und auch die Wasserfontäne zur Bewässerung der Felder direkt in der Abflugschneise konnte sicher überquert werden. Scherzhaft hatten wir daran gedacht, vielleicht so doch noch etwas Abkuehlung zu finden. Piacenza liegt in der Kontrollzone des nahen Flughafens, fuer Ultraleichte hat man aber Sektoren eingerichtet. 500 Fuss Maximalflughoehe ueber ansteigendem Gelände, Höchstabfluggewicht und 32 Grad Aussentemperatur – da musste der kleine Motor zeigen was in ihm steckt.

Unweit südlich der Kontrollzone säumen zunächst sanfte Hügel die Flugstrecke, die sich dann aber schon bald zu hohen schroffen Felswänden aufbauen. Der Vergleich etwa mit den Oberstdorfer Alpen fiel mir spontan ein. An den Flanken der Berge konnte man schön Aufwinde nutzen, Abwindfelder mussten teils mit voller Motorleistung durchflogen werden – ohne die Maschine damit ins Steigen bringen zu können. Insofern ist Motorflug im Piccolo immer auch Segelflug. Vorbei ging es an mit Cumuluswolken umhuellten Bergspitzen, an Felswänden entlang und über Grate hinweg. Eine fordernde Erfahrung, hatte doch keiner von uns soetwas zuvor gemacht.

Nach ca. 1,5 Stunden waren die Abruzzen durchquert und wir mussten uns wieder an den Abstieg machen. Gewähltes Ziel des Fluges war Partello in der Toskana. Vor Jahren hatte der Besitzer des zum Hotel umgebauten Landsitzes die glorreiche Idee gehabt, einen Flugplatz seinem Hotel anzuschliessen. Viele Hotels in Italien, teils auch in der Kategorie „Ferien auf dem Bauernhof“, haben eigene Landepisten. Funk ist wohl keine Vorschrift und man landet mit den üblichen Positionsmeldungen. So auch in Partello, der Platz war komplett menschenleer, die im Internet beschriebenen Stearman Doppeldecker hinter Hallentoren verschlossen. Gerne hätten wir hiermit im offenen Cockpit einen Flug über die Toskana gemacht – schon um ein wenig abzukühlen. Diese Abkühlung fanden wir dann aber doch im Hotelpool – aüsserlich und natürlich auch innerlich beim „Landebier“.

Mehrere Nächte im Flugzeughänger zu schlafen ist problemlos möglich, vorausgesetzt Temperatur und Sanitäranlagen passen. Angenehmer ist jedoch die Nacht in dem im Stil reicher toskanischer Landsitze angelegten Hotelkomplex von Pratello zu verbringen. Den Abend zuvor sollte man dort bei hochwertiger italienischer Kueche in historischem Ambiente am besten in den Gärten geniessen, während um ein herum die Farben der toskanische Landschaft verschwimmen und jeden französischen Impressionisten zu einem Meisterwerk animiert hätten. In Dankbarkeit empfanden wir diesen Tag, ueber die Schoenheit des erlebten Fluges und ueber das Privileg ueberhaupt fliegen zu koennen nachsinnierend als sich das Gespräch wieder der zu erwartenden Hitze des kommenden Tages zuwandte. Eigentlich, ja eigentlich war das doch gut zu ertragen und irgendwie kann man die Waerme ja auch geniessen, in etwa so wie die Eidechsen neben uns auf den noch vom Tag erwaermten Gemäuern oder – vielleicht doch besser im Pool?

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Samstag und Sonntag: Gewitter, ein schönes Fest und Abschied von Hilzingen

Samstag früh ist es zunächst klar aber es bilden sich schnell Quellwolken. Es ist schwül und offensichtlich, dass heute mit wärme Gewittern zu rechnen ist, auch wenn die Vorhersage das anders sieht.
Nach dem Frühstück breche ich auf Richtung Konstanz, denn ich will dort meinen Bruder treffen, der dort arbeitet. Der gemütliche, mitten in der Stadt liegende Verkehrslandeplatz, soll bald geschlossen werden. Nach dem Flug über den Bodensee.genau genommen den Untersee, melde ich mich beim Turm, der mir einen Motorgleitschirm in Platznähe und die Landerichtung meldet. Er bittet mich die Platzrunde genau einzuhalten weil es sonst wieder Beschwerden gebe, offenbar haben die Piloten und der Luftsportverein in Konstanz einen schweren Stand.
Als ich ca 3 Stunden später wieder abfliege sind am platz auch die Segelflieger aktiv, gerade wird ein Duo Diskus geschleppt – mit einem UL! Hat denen noch keiner gesagt, dass das nicht funktioniert?!?
Den Rückflug nach Hilzingen dehne ich etwas aus,weil ich gute Termin finde und den Motor abstellen kann.
Nach der Landung geht es dann los: auch Stefan ist gerade ausgestiegen und will anfangen abzubauen, da donnert es gewaltig. Sturmböen, Hagel und Blitze. Wir sitzen in unseren Hängern und fragen uns, wieviel unsere kleinen Flugzeuge Wohl aushalten, jederzeit bereit, loszusprinten um schlimmeres zu verhüten.
Das Gewitter und die Blitzeinschläge kann man sich auf www.kachelmannwetter.de auch nachträglich ansehen.
Die Piccolo halten erstaunlich viel aus. Ausser dass alles nass geworden ist, blieb alles heile. Die kräftige Sommersonne die kurz danach wieder durchbricht, beseitigt die letzten Spuren des Gewitters.
Ein Piccolist berichtet von klappern seines Auspuffs. Das Problem ist lokalisiert und der Rumpf wird in die Werkstatt geschoben, der Motor ausgebaut und gemeinsam das Problem beseitigt. Alle haben ihren Spaß bei dieser Teamarbeit. Kurz danach steht der Apparat wieder abflugbereit da.

Am Abend hat der Singener LSV für uns aufgetischt. Eine aufgeräumte und dekorierte Halle wird zum Festsaal. Durch die Zapfanlage f?ießen im Laufe des.Abends unzählige Liter.
Es wird viel erzählt und wir erhalten viele Tipps für die bevorstehende reise nach Italien. Die interessanteste Diskussion war aber, ob man mit einem piccolo einen Looping fliegen kann. Der Pilot mit dem klappernden Auspuff wurde bei diesem Thema verdächtig schweigsam…
Am nächsten morgen ist Abreise, es wird aber tatsächlich Mittag bis alle Hände geschüttelt und Adressen ausgetauscht sind.
Dann geht es im Konvoi vorbei am Vierwaldstätter See Richtung Gotthard. Im 17 km langen Tunnel frage ich Stefan über Funk nach der Aussentemperatur. 39 Grad!!! Später sehen wir, dass wir in Italien dauernd solche Temperaturen haben.

Der Aeroclub Piacenza liegt in der Poebene ein wenig versteckt inmitten von Wäldern und Getreidefeldern. Man hat uns bereits erwartet und zeigt uns wo alles ist. Wir bekommen den Schlüssel für das Clubhaus, offenbar sind die Leute hier von Natur aus sehr gastfreundlich. Obwohl es schon fast dunkel ist, herrschen immer noch über 30 Grad. Nachdem wir uns eingerichtet haben machen wir uns auf ins Dorf um Essen zu gehen. Die Tochter des Hauses empfiehlt wortreich etwas, was wir nicht kennen und das sich als sehr leckere Spezialität der Region erweist. Manchmal ist nicht alles Fremde schlecht!
Der leckere Rotwein und der anstrengende Tag sorgen für einen tiefen und viel zu langen Schlaf. Denn es wird am nächsten Morgen schon früh sehr heiß.

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Freitag: Wir gehen Pizza essen fliegen

Die Fahrt nach Hilzingen verlief problemlos und war aufgrund der machbaren Hängergeschwindigkeit sehr entspannend. Stefan und ich sind beide ungefähr um 8:00 Uhr gestartet, um dem Ferienverkehr zum Beginn der Sommer Ferien in NRW zu entgehen.
Den Platz in Hilzingen sehen wir schon von weitem da dort bereits rund 20 Hänger in Reih und Glied parken. Aber eine Baustelle mit Vollsperrung verhindert die gewohnte Zufahrt. Über ein paar Schleichwege durch das Nachbardorf erreichen wir schließlich den Platz.
Die meisten piccolos sind um diese Zeit ausgeflogen, beste Cumulus Thermik erlaubten Flüge nach Klippeneck, andere in den Vorarlberg. Wir nutzen daher die Zeit uns einzurichten und die Flugzeuge aufzubauen. Nach einer herzlichen Begrüßung wird das Abendprogramm bekannt gegeben: wir gehen Pizza essen! Aber nicht mit dem Auto, nein wir fliegen mit dem Flugzeug nach Radolfzell Stahringen. Wie von einer Schnur gezogen heben kurz danach etwa 15 kleine Piccolos Von der Graspiste in Hilzingen ab für einen circa 15-minütigen Flug zu dem idyllisch gelegenen Platz in Stahringen. Dort erfahren wir unter anderem auch,warum das nunmehr 19. piccolo treffen immer in Hilzingen stattfindet. Einer der Urväter und Erfinder des Piccolo, Gusto Strässle, mittlerweile verstorben, war Swissair Pilot und ein langjähriges Mitglied in diesem Verein.ihm gehörte übrigens die Werknummer 100, die mittlerweile in Brilon stationiert ist. Der Verein in Hilzingen fühlt sich der Piccologemeinde noch immer sehr verbunden und so steht es außer Frage, diese jedes Jahr durchzuführen.
Nach dem leckeren Essen und einem bildschönen Rückflug in den Sonnenuntergang landen alle wieder sicher am Platz und genießen den gemeinsamen Ausklang des Tages.
Stefan richtet sich für die Übernachtung in seinem Hänger ein. Dafür wird er belohnt mit einem einzigartigen Ausblick am nächsten Morgen siehe Bild.

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Poststreik und SD-Karten

Die Vereinsmitglieder Stefan und Felix planen einen Rundflug durch Italien

Mit zwei Piccolos eine Woche durch Italien fliegen – das ist der Plan der zwei Piccolisten Felix und Stefan. Am gestrigen Sonntag konnte man die zwei bei ihren Vorbereitungen am Flugplatz beobachten. Stefans Flarm brauchte ein Update und so hantierten sie mit Laptop, SD-Karten und Mobilfunknetz in der Rundhalle, um die neue Firmware auf das Gerät zu bekommen. Beim Fliegen im Pulk wollen die zwei auf eine Kollisionswarnung nicht verzichten.

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